¡Buenos
días!
die beiden wichtigsten Punkte des
heutigen Tages waren der Abscheid aus der Herberge in Ixtepec und die
Ankunft in Juchitán.
Heute Morgen sind wir nach einer
ziemlich windigen Nacht auf dem Dach des Volontärhauses
aufgestanden. Leider war der Schaf ziemlich unruhig, da der Wind des
Istmus wirklich nicht zu unterschätzen ist. Die letzen Tage in der
Herberge in Ixtepec waren etwas besonders und insgesamt eine
interessante Begegnung zwischen uns Studierenden aus Deutschland und
den Migranten aus vielen Teilen Zentralamerikas. Es war interessant
zu sehen, wie gut sich auch Lisa H. aus unserem Projekt in der "Casa
de Migrantes, Hermanos en el Camino" zurechtgefunden hat und wie
sich ihr Alltag gestaltete. Sie hat sich in den letzten Tagen sehr
gut um uns gekümmert und sich auch sichtlich über unseren Besuch
gefreut. Es ist wohl nicht einfach, wenn man sich nach Monaten der
Anpassung an ein spanischsprachiges Umfeld auf einmal wieder in
seiner Muttersprache unterhalten kann.
Ich (Chantal) bin dankbar dafür,
endlich die Herberge miterleben zu können und an dem Ort zu sein, an
dem schon viele Praktikanten unseres P2-Projektes waren. Es war
einfach schön zu erleben, wie interessiert und offen die Menschen
dort waren, obwohl wir als große Gruppe wohl ziemlich einschüchternd gewirkt haben müssen.
Heute Morgen bin ich (Chantal) ein
bisschen später zum Frühstück gekommen und fand mich vor einem
üppigen Teller mit Rührei, grünen Bohnen und Tortillas wieder.
Damit ich nicht allein frühstücken musste, setzte sich Pais mir
gegenüber. Er kommt aus Honduras und ist schon einige Zeit in der
Casa. Zurzeit hilft er in der Küche mit. Er erzählte mir von seinem
Plänen im Januar nach Los Angeles zu reisen. Wir redeten noch ein
bisschen über seine Zukunftspläne und später erzählt er auch von
seinem Glauben an Gott. Es wundert ihn, dass wohl viele deutsche
Volontäre auf dem Papier etwas mit Kirche zu tun haben, aber dies in
ihrem Alltag keine Bedeutung fände. Das sei für ihn auch in
Ordnung- aber er glaube an Gott und hat Hoffnung, das er ihn auf
seinem Weg gut versorgen würde. Für ihn sei dies eine sehr wichtige
und sinngebende Instanz in seinem Leben.
Pais erzählt mir (Chantal) auch von
Honduras und dessen Schönheiten. Das Problem in Honduras sei im
Moment allerdings die Situation der Jugengangs. Besonders die so
genannten Maras bedrohen viele junge Menschen. Deshalb ist es im
Moment sehr unsicher für die Zivilbevölkerung. Es gibt also
vielfältige Gründe für die Migration. Die Bedrohung durch die
Gangs ist dabei eindeutig die größte Gefahr. Das Gespräch heute
Morgen war eine sehr interessante Erfahrung und ich hoffe, Pais wird
seine Ziele erreichen können.
Am späteren Vormittag stand ein
gemeinsames Projekt für die Herberge an. Fine hatte iniitiert, dass
wir das Logo und den Namen der Herberge auf die Außenmauer malen,
damit die Herberge leichter zu erkennen ist. Einige der Migranten
halfen fleißig mit. Dank Fines unglaublicher Präzision sind das
Logo und die Aufschrift sehr gut gelungen. Nachdem wir uns wohl alle
einen Sonnenbrand geholt haben, hat sich das Ergebnis dennoch mehr
als gelohnt. Nach der Fertigstellung der Malerei verabschiedeten wir
uns aus der Herberge. Obwohl wir nur wenige Tage dort waren, haben
uns die Meschen dort tief beeindruckt. Wir verabschiedeten uns
herzlich von allen und stiegen ins Taxi nach Juchitán.
Gegen 15.30 Uhr sind die letzten von
uns in Juchitan angekommen und haben ihre großzügigen Zimmer im
"Hotel Central" bezogen. Kurz nach der Ankunft mussten wir
aber schon wieder los, da ein wichtiger Programmpunkt anstand: Die
gemeinsame Auswertung unserer Reise. Da es im Hotel keinen geeigneten
Raum gab und ein Café zu unruhig gewesen wäre, haben wir uns in die
Bibliothek des örtlichen Centro Cultural zurückgezogen, wo man
freundlicherweise einen der großen Gruppentische extra für unsere
Gruppe freigehalten hatte. Bevor wir näher auf die Ergebnisse
unserer Auswertung eingehen, möchten wir jedoch zunächst ein wenig
über die Stadt Juchitán de Zaragoza (so ihr vollständiger Name)
berichten.
Der Ort hat knapp 100.000
EinwohnerInnen und liegt gut 20 km südlich von Ixtepec, nicht weit
von der Pazifikküste entfernt. Er ist eines der wichtigen
wirtschaftlichen und kulturellen Zentren im Südosten des
Bundesstattes Oaxaca. In den letzten Jahren ist Juchitán, wie viele
Städte in Mexiko, enorm gewachsen. Das historische Zentrum ist im
Stil der spanischen Eroberer angelegt: Von einem zentralen Platz
(Zócalo) mit dem Rathaus verlaufen die Straßen schachbrettartig in
alle Richtungen. Das Zentrum ist in weiten Teilen ein einziger großer
Markt, auf dem man so ziemlich alles kaufen kann. Eine Besonderheit
Juchitáns ist, dass hier viele Traditionen der Zapoteken erhalten
geblieben sind. Dazu gehört eine in manchen Bereichen matriachale
Gesellschaftsstruktur. So sind die Marktstände beispielsweise fast
ausschließlich im Besitz von Frauen. Eine weitere Besonderheit ist
die Existenz eines "dritten Geschlechts" in Form der Muxen
(Aussprache: "Muschen"). Die Muxen sind im biologischen
Sinne Männer, die sich jedoch wie Frauen kleiden und traditionell
als weiblich markierte Aufgaben und Berufe ausüben. Sie sind
akzeptiert und meist hoch angesehen. Durch die zunehmende Dominanz
der "westlichen" Kultur kommt es jedoch vermehrt zu
Konflikten, sowohl, was die Akzeptanz der Muxen angeht, wie auch
unter den Muxen selbst, für die es immer schwieriger wird, ihre
jahrhundertelange Tradition aufrecht zu erhalten. Prof. Cornelia
Giebeler forscht seit vielen Jahren zu den einzigartigen
gesellschaftlichen Phänomenen Juchitáns.
Nun zurück zur Auswertung unserer
Reise. Positiv ist uns allen aufgefallen, wie gut der Zusammenhalt
innerhalb unserer Reisegruppe war. Wir alle haben unglaublich viele
Informationen mitgenommen und werden sicherlich noch einige Zeit
brauchen, um alle Eindrücke einzusortieren und zu verarbeiten. Sehr
ausführlich haben wir uns auch schon darüber Gedanken gemacht, in
welcher Form wir unsere Erkenntnisse in Deutschland bekannt machen
können. Geplant sind eine Ausstellung, ein Vortrag und das Verfassen
von Artikeln in verschiedenen Zeitungen.
Im Anschluss an die Auswertungsrunde
sind wir gemeinsam in die "Bar Jardín" gegangen, wo wir zu
Abend gegessen haben. Die Besitzer der Bar, die es seit fast 30
Jahren gibt, haben das "Festival del Rio" und das daraus
resultierende "Foro Ecólogico" ins Leben gerufen, wodurch
die Wasserqualität des ehemals stark verschmutzen Rio Los Perros,
der Juchitán durchfließt, erheblich verbessert werden konnte. Auch
das Müllproblem der Stadt konnte vermindert werden.
Der Abend in der Bar Jardin war der
letzte Teil unserer Reise, bei dem wir alle zusammen waren. In der
Nacht verlassen uns die ersten beiden Gruppenmitglieder, die noch
länger in Mexiko bleiben. Im Laufe des Mittwochs folgen weitere.
Trotz des nahenden Abschieds war die Stimmung sehr gut. Nach und nach
fanden wir uns alle auf der Tanzfläche wieder, wo wir den Abend
Salsa tanzend ausklingen ließen.
Den morgigen Tagen haben wir zur freien
Verfügung, bis es abends mit dem Bus zurück nach Mexiko City geht.
Die meisten von uns werden die freie Zeit dafür nutzen, Juchitán
weiter zu erkunden.
Chantal (über die Herberge) und
Benjamin (über Juchitán)
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