Hola ihr Lieben,
Nach dem gestrigen entspannenden und touristischen Tag, ging
es heute inhaltlich weiter mit den finalen Anhörungen des Ständigen Tribunals
der Völker (TPP).
Hintergrundinfo zum TPP (wer schon weiß worum es geht,
überspringt diesen Abschnitt):
Dieses Tribunal (das seit dem Vietnam-Krieg bereits in vielen Ländern stattgefunden hat, u.a. auch in Deutschland) ist eine Art "ethisches Gericht", das Fälle von Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und in der Finalen Anhörung ein (ethisches-moralisches) Urteil verkündet. Es hat also in dem Sinn keine rechtlichen Folgen, Ziel des Tribunals ist es aber in der Weltöffentlichkeit auf Missstände hinzuweisen und sich zusammenzuschließen. Seit 3 Jahren hat sich dieses Tribunal nun mit dem Kapitel Mexico beschäftigt und 7 Bereiche der Menschenrechtsverletzungen in Mexiko dokumentiert.
Die abschließenden Anhörungen des ständigen Tribunals der Völker
finden nun über 4 Tage auf dem Gelände der Universität UNAM (Nationale Autonome
Universität von Mexiko) statt. Die Universität ist eine der ältesten und besten
Universitäten Lateinamerikas. Zeitgleich zählt sie auch zu einer der größten
Universitäten des amerikanischen Kontinentes. Man stelle sich vor, auf diesem
Campus studieren über 300.000 Studenten (Das ist die Einwohnerzahl von
Bielefeld!).
Die Größe dieser gigantischen Universitäts-Stadt, haben wir
annähernd während unserer Anfahrt zur Anhörung wahrnehmen können. Mit
ausgedrucktem Stadtplan in der Hand, ging es via Metro zu der nächstliegenden
Station, von wo aus wir zu Fuß den weiteren Weg zum universitären
Kulturzentrum, in dem die Anhörungen stattfinden sollen, bewältigen wollten. So
haben wir uns nach Verlassen der Metro einfach mal nach dem Weg durchgefragt
und auch eifrig Wegbeschreibungen erhalten, die uns einmal quer mit zwei
verschiedenen Bussen über das Universitätsgelände führten. Bei Ankunft stellten
wir dann fest, dass wir wohl einmal im Kreis über das Gelände gefahren waren,
denn das Kulturzentrum lag nur ein paar Meter entfernt von der Haltestelle, an
der wir zuvor in die Busse eingestiegen waren. Aber die ungeplante inklusive
Bustour über das Unigelände schien wohl allen gefallen zu haben ;-)
Angekommen in dem Hörsaal des Kulturzentrums, waren die Beiträge
zu den Anhörungen schon im vollen Gange. Am heutigen Tag der finalen Anhörungen
wurden alle Themenblöcke zum Kapitel Mexiko, zu denen es seit Oktober bereits
Voranhörungen gab, noch einmal in komprimierter Form wiedergegeben. So gliederten
sich die Vorträge nach den Themenblöcken: 1. Der Schmutzige Krieg als Gewalt,
Straflosigkeit und der fehlende Zugang zur Justiz, 2. Migration, Flucht
und Vertreibung, 4. Feminizid und die Gewalt gegen das
Geschlecht, 5. Gewalt gegen die Arbeiter, 6. Die Zerstörung des Mais,
Ernährungssouveränität und Autonomie 6. Zerstörung der Umwelt und die Rechte
der Völker, 7. Desinformation, Zensur und Gewalt gegen die Pressefreiheit. Zu
diesen Themen gab es im Vorfeld bereits jeweils einzelne dreitägige Voranhörungen,
zu denen Organisationen oder Einzelpersonen eingeladen wurden, um
Zeugenaussagen zu machen.
Die heutige finale Anhörung fand in einem großen Hörsaal statt, in dem
die internationale Jury des ständigen Tribunals der Völker auf der Bühne
versammelt war. Nach und nach kamen die einzelnen Koordinatoren der benannten
Themenblöcke auf die Bühne und hatten etwa eine Stunde Zeit, um die Ergebnisse
und Dokumentationen aus der Arbeit der vergangenen drei Jahre zusammenzufassen und
einen Appell an die Jury zu formulieren. Diese hatte anschließend noch einmal
die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Der Saal war
reichlich gefüllt. Draußen vor dem Gebäude gab es auch die Möglichkeit, die
Anhörungen per Liveübertragung zu verfolgen.
Wir als
Gruppe hatten die Möglichkeit im Saal anwesend zu sein und haben während der
Anhörung zugehört, zugeschaut, übersetzt, nachgedacht, mitgedacht, reflektiert,
nachgefragt, sich ausgetauscht, fotografiert, gefilmt, aufgenommen, Bögen
geschlagen, Verbindungen geknüpft, Köpfe aus und wieder eingeschaltet....bis
dann die Köpfe irgendwann voll waren...
Volle Köpfe,
erschöpfte Gemüter, schnupfende Nasen und grummelnde Bäuche brachten uns am
heutigen Tag dazu, unsere Herberge etwas früher wie gewohnt aufzusuchen.
Den restlichen Spätnachmittag nutzten einige von uns, auf der schönen
Terrasse im dämmernd warmen Sonnenlicht.
Grüße in die Welt,
Lisa
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