Mittwoch, 19. November 2014

13. Tag – 18. November 2014 – Malen und Reisen (ein Geschenk)

¡Buenos días!

die beiden wichtigsten Punkte des heutigen Tages waren der Abscheid aus der Herberge in Ixtepec und die Ankunft in Juchitán.

Heute Morgen sind wir nach einer ziemlich windigen Nacht auf dem Dach des Volontärhauses aufgestanden. Leider war der Schaf ziemlich unruhig, da der Wind des Istmus wirklich nicht zu unterschätzen ist. Die letzen Tage in der Herberge in Ixtepec waren etwas besonders und insgesamt eine interessante Begegnung zwischen uns Studierenden aus Deutschland und den Migranten aus vielen Teilen Zentralamerikas. Es war interessant zu sehen, wie gut sich auch Lisa H. aus unserem Projekt in der "Casa de Migrantes, Hermanos en el Camino" zurechtgefunden hat und wie sich ihr Alltag gestaltete. Sie hat sich in den letzten Tagen sehr gut um uns gekümmert und sich auch sichtlich über unseren Besuch gefreut. Es ist wohl nicht einfach, wenn man sich nach Monaten der Anpassung an ein spanischsprachiges Umfeld auf einmal wieder in seiner Muttersprache unterhalten kann.

Ich (Chantal) bin dankbar dafür, endlich die Herberge miterleben zu können und an dem Ort zu sein, an dem schon viele Praktikanten unseres P2-Projektes waren. Es war einfach schön zu erleben, wie interessiert und offen die Menschen dort waren, obwohl wir als große Gruppe wohl ziemlich einschüchternd gewirkt haben müssen.

Heute Morgen bin ich (Chantal) ein bisschen später zum Frühstück gekommen und fand mich vor einem üppigen Teller mit Rührei, grünen Bohnen und Tortillas wieder. Damit ich nicht allein frühstücken musste, setzte sich Pais mir gegenüber. Er kommt aus Honduras und ist schon einige Zeit in der Casa. Zurzeit hilft er in der Küche mit. Er erzählte mir von seinem Plänen im Januar nach Los Angeles zu reisen. Wir redeten noch ein bisschen über seine Zukunftspläne und später erzählt er auch von seinem Glauben an Gott. Es wundert ihn, dass wohl viele deutsche Volontäre auf dem Papier etwas mit Kirche zu tun haben, aber dies in ihrem Alltag keine Bedeutung fände. Das sei für ihn auch in Ordnung- aber er glaube an Gott und hat Hoffnung, das er ihn auf seinem Weg gut versorgen würde. Für ihn sei dies eine sehr wichtige und sinngebende Instanz in seinem Leben.

Pais erzählt mir (Chantal) auch von Honduras und dessen Schönheiten. Das Problem in Honduras sei im Moment allerdings die Situation der Jugengangs. Besonders die so genannten Maras bedrohen viele junge Menschen. Deshalb ist es im Moment sehr unsicher für die Zivilbevölkerung. Es gibt also vielfältige Gründe für die Migration. Die Bedrohung durch die Gangs ist dabei eindeutig die größte Gefahr. Das Gespräch heute Morgen war eine sehr interessante Erfahrung und ich hoffe, Pais wird seine Ziele erreichen können.

Am späteren Vormittag stand ein gemeinsames Projekt für die Herberge an. Fine hatte iniitiert, dass wir das Logo und den Namen der Herberge auf die Außenmauer malen, damit die Herberge leichter zu erkennen ist. Einige der Migranten halfen fleißig mit. Dank Fines unglaublicher Präzision sind das Logo und die Aufschrift sehr gut gelungen. Nachdem wir uns wohl alle einen Sonnenbrand geholt haben, hat sich das Ergebnis dennoch mehr als gelohnt. Nach der Fertigstellung der Malerei verabschiedeten wir uns aus der Herberge. Obwohl wir nur wenige Tage dort waren, haben uns die Meschen dort tief beeindruckt. Wir verabschiedeten uns herzlich von allen und stiegen ins Taxi nach Juchitán.


Gegen 15.30 Uhr sind die letzten von uns in Juchitan angekommen und haben ihre großzügigen Zimmer im "Hotel Central" bezogen. Kurz nach der Ankunft mussten wir aber schon wieder los, da ein wichtiger Programmpunkt anstand: Die gemeinsame Auswertung unserer Reise. Da es im Hotel keinen geeigneten Raum gab und ein Café zu unruhig gewesen wäre, haben wir uns in die Bibliothek des örtlichen Centro Cultural zurückgezogen, wo man freundlicherweise einen der großen Gruppentische extra für unsere Gruppe freigehalten hatte. Bevor wir näher auf die Ergebnisse unserer Auswertung eingehen, möchten wir jedoch zunächst ein wenig über die Stadt Juchitán de Zaragoza (so ihr vollständiger Name) berichten.

Der Ort hat knapp 100.000 EinwohnerInnen und liegt gut 20 km südlich von Ixtepec, nicht weit von der Pazifikküste entfernt. Er ist eines der wichtigen wirtschaftlichen und kulturellen Zentren im Südosten des Bundesstattes Oaxaca. In den letzten Jahren ist Juchitán, wie viele Städte in Mexiko, enorm gewachsen. Das historische Zentrum ist im Stil der spanischen Eroberer angelegt: Von einem zentralen Platz (Zócalo) mit dem Rathaus verlaufen die Straßen schachbrettartig in alle Richtungen. Das Zentrum ist in weiten Teilen ein einziger großer Markt, auf dem man so ziemlich alles kaufen kann. Eine Besonderheit Juchitáns ist, dass hier viele Traditionen der Zapoteken erhalten geblieben sind. Dazu gehört eine in manchen Bereichen matriachale Gesellschaftsstruktur. So sind die Marktstände beispielsweise fast ausschließlich im Besitz von Frauen. Eine weitere Besonderheit ist die Existenz eines "dritten Geschlechts" in Form der Muxen (Aussprache: "Muschen"). Die Muxen sind im biologischen Sinne Männer, die sich jedoch wie Frauen kleiden und traditionell als weiblich markierte Aufgaben und Berufe ausüben. Sie sind akzeptiert und meist hoch angesehen. Durch die zunehmende Dominanz der "westlichen" Kultur kommt es jedoch vermehrt zu Konflikten, sowohl, was die Akzeptanz der Muxen angeht, wie auch unter den Muxen selbst, für die es immer schwieriger wird, ihre jahrhundertelange Tradition aufrecht zu erhalten. Prof. Cornelia Giebeler forscht seit vielen Jahren zu den einzigartigen gesellschaftlichen Phänomenen Juchitáns.


Nun zurück zur Auswertung unserer Reise. Positiv ist uns allen aufgefallen, wie gut der Zusammenhalt innerhalb unserer Reisegruppe war. Wir alle haben unglaublich viele Informationen mitgenommen und werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um alle Eindrücke einzusortieren und zu verarbeiten. Sehr ausführlich haben wir uns auch schon darüber Gedanken gemacht, in welcher Form wir unsere Erkenntnisse in Deutschland bekannt machen können. Geplant sind eine Ausstellung, ein Vortrag und das Verfassen von Artikeln in verschiedenen Zeitungen.


Im Anschluss an die Auswertungsrunde sind wir gemeinsam in die "Bar Jardín" gegangen, wo wir zu Abend gegessen haben. Die Besitzer der Bar, die es seit fast 30 Jahren gibt, haben das "Festival del Rio" und das daraus resultierende "Foro Ecólogico" ins Leben gerufen, wodurch die Wasserqualität des ehemals stark verschmutzen Rio Los Perros, der Juchitán durchfließt, erheblich verbessert werden konnte. Auch das Müllproblem der Stadt konnte vermindert werden.




Der Abend in der Bar Jardin war der letzte Teil unserer Reise, bei dem wir alle zusammen waren. In der Nacht verlassen uns die ersten beiden Gruppenmitglieder, die noch länger in Mexiko bleiben. Im Laufe des Mittwochs folgen weitere. Trotz des nahenden Abschieds war die Stimmung sehr gut. Nach und nach fanden wir uns alle auf der Tanzfläche wieder, wo wir den Abend Salsa tanzend ausklingen ließen.


Den morgigen Tagen haben wir zur freien Verfügung, bis es abends mit dem Bus zurück nach Mexiko City geht. Die meisten von uns werden die freie Zeit dafür nutzen, Juchitán weiter zu erkunden.


Chantal (über die Herberge) und Benjamin (über Juchitán)

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