Heute war der Beginn des zweiten
Kapitels unserer Reise. Nach einer 12-stündigen Busfahrt in
Richtung Süden Mexikos, sind wir früher als erwartet, gegen 9.30
Uhr in Ixtepec, Oaxaca angekommen. Erschlagen von der Hitze die schon
am frühen Morgen all unsere Gemüter erschütterte, besprachen wir
uns kurz, wie wir nun weiter vorgehen. Denn uns war allen schnell
klar, dass es keine so gute Idee wäre mit zehn Studis und einer
Menge Gepäck, in der Herberge „Hermanos en el camino“
aufzuschlagen. Nach dem Motto „Hallo hier sind wir, die Deutschen
die sich eure Herberge mal angucken wollen und nun zwei Nächte hier
schlafen“. Also entschieden wir uns dafür das erstmal ein Teil der
Gruppe vorgeht, um die Lage abzuchecken, zu schauen, wo wir schlafen
können und uns vorzustellen. Einige von uns kennen die Herberge
schon, weil sie dort selber mal ein Praktikum absolviert haben, oder
für ein paar Tage zu Besuch dort waren.
Nachdem die Frage nach genügend
Schlafplätzen geklärt war, haben wir die zweite Gruppe, die sich
die Zeit mit Tacos und Refrescos (so werden hier in Mexiko Getränke
wie Sprite, Fanta usw. genannt ) vertrieben hat angerufen und sie
haben sich bequemlicherweise in ein Taxi gesetzt und sind zu uns
gekommen.
Die Ankunft war mehr oder weniger
durchwachsen. Während sich die einen vor Freude überschlugen,
wieder „zurück“ zu sein, mussten sich andere erstmal mit dem
Klimawechsel von ca. 20 Grad auf gefühlte 40 Grad und der neuen
Umgebung zurechtfinden. Denn von der Großstadt mit ca. 22 Millionen
Einwohnern ging es in ein kleines Örtchen im Herzen Oaxacas mit ca.
24000 Einwohnern.
Bevor sich jetzt alle fragen: Herberge?
Migranten? Ixtepec? Was ist das und was machen wir dort, erzähle ich
euch erstmal ein bisschen dazu, wieso weshalb und warum es uns
hierher verschlagen hat.
Die „Albergue Hermanos en el camino“
(Herberge Brüder auf dem Weg) ist ein Ort für Migranten, die aus
ihren lateinamerikanischen Heimatländern, wie Honduras, Guatemala
und El Salvador, aufgrund hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität usw.
fliehen, um sich auf den Weg in die USA zu begeben und dort Arbeit zu
finden, und einen Großteil ihres verdienten Geldes an ihre
daheimgebliebenen Familien zu schicken. Wenn sie sich auf den Weg
machen, geschieht dies meistens nur mit den wenigsten Dingen, da die
Gefahr, ausgeraubt zu werden, sehr groß ist. Einige tragen sogar
nicht einmal ihren Ausweis mit sich. Sie müssen illegalerweise durch
Mexiko, das machen die meisten mit dem Güterzug „la bestia“, auf
dem man vielen Gefahren ausgesetzt ist.
Für diejenigen die sich mehr dafür
interessieren hier einmal der Facebooklink:
https://www.facebook.com/pages/Albergue-de-Migrantes-HERMANOS-EN-EL-CAMINO/237391866300149?fref=ts
Nun weiter im Tag. Groß ausruhen von
der anstregenden Fahrt war nicht angesagt, wir waren alle ziemlich
aufgedreht und die sonntägliche Misa (Messe) mit dem Padre Alejandro
Solalinde stand an. Die Herberge verfügt über eine offenen Kapelle,
in der fast jede Woche die Messe mit dem Padre sattfindet. Vorstellen
kann man sich das glaube ich einfach wie einen Gottesdienst in
Deutschland, nur auf spanisch. Es wird viel gesungen und gebetet. Es
dauerte ca. eine Stunde und danach gab es Mittagessen. Es war aber
kein normales Mittagessen, sondern ein besonderes. Es gab
Schweinefleisch mit Reis und Kuchen zum Nachtisch, da zwei Kinder,
die hier schon mehrere Jahre mit ihren Eltern wohnen, Geburtstag
hatten.
Nachdem das Mittagessen beendet war
ging es ans Gemüse schnippeln. Donnerstags und Sonntags ist immer
der sogenannte Markttag, eine Gruppe Migranten und Voluntäre fährt
nach Juchitán, eine 30 Minuten entfernte Stadt, zu einem
Obst/Gemüsemarkt und bittet um Spenden für die Herberge. Die
meisten Verkäufer dort, kennen das schon und schenken meist
großzügig. In der Küche versammeln sich dann alle und es entstehen
interessante Gespräche mit den Migranten, da man ganz ungezwungen
unterhalten kann. So spaltete sich unsere Gruppe und jeder hat sich
irgendwie den Nachmittag hier vertrieben, die einen haben ein paar
Leuten beim Fussball spielen zugesehen, die anderen haben in der
Küche geholfen oder sich ausgeruht.
Beendet wurde der Tag mit einem
ausgiebigen Abendbrot, mit Bohnen und Tortillas.
So viel zu dem heutigen Tag, mit vielen
neuen Eindrücken und erschöpften Gemütern geht es nun ins Bett.
Besos :)
Kristina
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